Buschi wurde am 21.12.1971 im Zoo Osnabrück geboren. Schon seine Geburt war etwas Besonderes: Er war der erste Menschenaffe, der im Osnabrücker Zoo geboren wurde. Buschis Vater hieß Tuan, die Mutter Suma.
Buschis Start ins Leben war nicht leicht: Seine Mutter nahm ihn nicht an und kurz nach seiner Geburt starb sein Vater. Da die Mutter sich nicht um Buschi kümmerte und er aber Nahrung und Wärme brauchte, wurde der kleine Orang-Utan im benachbarten Kinderhospital aufgenommen. Dort lag er in fahrbaren Körbchen abgetrennt vom klinischen Betrieb in einem Sonderraum. Fast ein halbes Jahr versorgten ihn dort liebevoll die Krankenschwestern Edith und Ursula. Seinen Namen bekam Buschi von der Oberschwester Ursula, die aus Dresden kam. Im Dresdener Zoo lebte der erste in einem deutschen Zoo aufgezogene Menschenaffe: Der Orang-Utan Buschi. Diesen Namen übernahm Oberschwester Ursula für den Osnabrücker Orang und von da an hieß er „Buschmann“, kurz „Buschi“.
Da Buschi von Menschenhand im Hospital aufgezogen wurde, hatten die Ärzte die Möglichkeit, ihn besonders gut zu beobachten und interessante Vergleiche zwischen seiner und der menschlichen Entwicklung zu ziehen.
Als er aus dem Kinderhospital zurückkam, konnte Buschi leider noch immer nicht mit seiner Mutter zusammenleben, da sie sich nach wie vor nicht für ihn interessierte.
So wuchs er vorerst ohne sie auf, aber die Tierpfleger kümmerten sich umso intensiver um ihn. Buschi hatte einen abgetrennten Schlafbereich, in den er für die Nacht gebracht wurde. Dort hatte er auch seinen „Lieblingsschlafsack“, einen Jutesack. Den Tag verbrachte er im heutigen Gibbongehege oder auch mit den beiden jungen Gorillas Yeye und Tino. Allerdings verstand er sich mit den beiden nicht sehr gut. Doch Buschi wusste sich zu helfen: Schnell schoss er morgens aus seinem Schlafbereich und kletterte in seinem Gehege nach oben, denn im Klettern war er viel geschickter als die Gorillas.
Buschi badete früher für sein Leben gerne. Immer wieder sonntags ging es in die Wanne und dort ließ er sich auch von den Gorillas nicht vertreiben. Anschließend hängte er sich mit seinen langen Armen an eine Stange, wo er sich brav mit einem Handtuch trocken rubbeln ließ.
Ein weiteres Highlight in den Kindheitstagen: Der Ausflug auf die „Affenwiese. Hier durften die jungen Menschenaffen, also die Gorillas Yeye und Tino sowie Orang-Utan Buschi spielen. Diese lag zwischen dem heutigen Affentempel und dem Tigertempelgarten. Dort konnten sich die Affen frei bewegen, wussten aber, dass sie Abstand zu den Besuchern halten müssen.
Buschi ist sehr intelligent, was sich schon früh zeigte. So wurde er abends in seinen Schlafbereich gebracht, die Pfleger hängten dann den Schlüssel an ein Brett gegenüber. Nachdem ein Pfleger Buschi dorthin gebracht und die Tür abgeschlossen hatte, ging er zur Mutter Suma, um sie zu füttern. Eine aufgeregte Besucherin kam zu ihm und sagte, dass ein Affe draußen sei. Und tatsächlich lag Buschi mit seinem Schlafsack in der Abendsonne. Was war passiert? Um das herauszufinden, brachte der Pfleger Buschi wieder in seinen Schlafbereich, verschloss die Tür und versteckte sich, um zu beobachten, was vor sich ging. Als Buschi dachte, er sei allein, drehte er seinen Schlafsack zu einer „Wurst“, steckte diese durch das Gitter und schlug mit ihr den Schlüssel vom Brett. Dann angelte er sich den Schlüssel vom Boden und schloss die Tür auf.
Sogar am Zooschulunterricht nahm der kleine Orang-Utan manchmal teil. So konnten die Schüler direkt die Unterschiede zwischen Orang-Utans und Menschen lernen. Heute wäre dies nicht mehr möglich – dafür ist Buschi viel zu stark.
Mit mehr als zehn Jahren kehrte Buschi dann doch zu seiner Mutter zurück. Er lernte aber erst nach einiger Zeit, sich ihr gegenüber durchzusetzen. Nachdem er das geschafft hatte, begannen auch seine heute sehr eindrucksvollen Backenwülste zu wachsen, die für die Orang-Männchen charakteristisch sind.
Mitte der 1970er Jahre wurden mit Buschi viele Lerntests zum Thema Intelligenz durchgeführt. Die tierpsychologischen Versuche von Dr. Jürgen Lethmate (im Auftrag des Zoologischen Institutes Münster) brachten erstaunliche Resultate: Bei einem Versuch mit sieben Kisten mit unterschiedlichen Öffnungsmechanismen stand Buschis Rekord bei 27 Sekunden. Er war damit jedes Mal schneller als Studenten, die als Vergleichsgruppe eingesetzt wurden.
Ein EEG (Elektroenzephalogramm: Hirnstrommessung) von ihm im Alter von zwei oder drei Jahren, das ohne nähere Angaben von einem Facharzt begutachtet wurde, ließ den Arzt auf ein circa achtjähriges Kind schließen.
Auch heute noch gilt Buschi bei den Pflegern als guter Geschäftsmann mit typischem Basargehabe. Der Menschenaffe weiß genau, was den Menschen eine Sache wert ist, die in seinem Besitz ist. Dementsprechend handelt er so lange, bis sich die Herausgabe des Gegenstandes für ihn lohnt. Er ist durchaus in der Lage, so zu tun, als besitze er einen Gegenstand überhaupt nicht, bis der „Preis“ (meist Leckereien) stimmt.
Wie wohl die meisten Menschen mag auch Buschi keinen Regen, dann verschwindet er in den Innenbereich oder unter seiner Decke. Bei der Regenanlage im großen Innengehege, die das Regenwald-Wetter simuliert, hält er die Löcher, die er erreichen kann, auch zu. Schnee stört ihn weniger – allerdings nur, wenn er ihn sich selbst ins Innengehege holt. Deponiert ihm ein Pfleger Schnee in seiner Innenanlage, freut er sich gar nicht darüber.
Pflaster und Verbände sind ihm suspekt. Er versucht zwar vorsichtig darunter zu schauen, wenn man ihn lässt. Aber er mag es überhaupt nicht, wenn man das Pflaster löst und ihm entgegen hält.
Außerdem ist Buschi ein wahrer Künstler, der mit Unterstützung der Pfleger Aquarelle malt. Mit Fingerfarbe und Pinseln entstehen auf Keilrahmen bunte, abstrakte Bilder. Diese bekommen meist einen Aquarellcharakter, da Buschi die Farben in der Regel erst einem Geschmackstest unterzieht und sie mit seinem Speichel vermischt aufs Papier bringt.
Buschi lebt seit 2007 mit dem Orang-Utan-Weibchen Astrid zusammen. Astrid ist 1983 in Rotterdam geboren. Die Menschenaffen-Dame ist ein sehr freundlicher, zurückhaltender sowie schüchterner Affe und ist nicht gern allein. Buschi hat weder mit Astrid noch mit einem anderen Orang-Utan-Weibchen Nachkommen. Das hat zwei Gründe: Buschi ist ein Mischling aus Sumatra- und Borneo-Orang-Utan. Dass es diese beiden Unterarten gibt, wurde erst Ende des 20. Jahrhunderts festgelegt. Mit Mischlingen darf in Zoos nicht gezüchtet werden. Allerdings interessiert sich Buschi auch gar nicht sonderlich für Orang-Utan-Weibchen: Da er von Menschen großgezogen wurde, ist er eher auf Menschen fixiert.
Wer Buschi im Zoo besuchen will, darf übrigens nicht zu spät kommen: Ab 18 Uhr macht sich der Waldmann bettfertig. Dieser feste Tagesrhythmus hat seinen Ursprung am Äquator. Denn hier geht die Sonne immer zwischen 18 und 19 Uhr unter und zwischen 5 und 6 wieder auf. Diesen Rhythmus haben Tiere, die dort ursprünglich leben, sozusagen im Blut – auch Buschi.
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