Regenwälder erstrecken sich auf allen Kontinenten entlang des Äquators. Die Regenwald-Regionen sind immerfeucht und warm. Tropische Regenwälder gibt es seit etwa 60 Millionen Jahren. Die eisfreie Landfläche der Erde beträgt 130 Millionen Quadratkilometer, die Tropen nehmen mit 48 Millionen Quadratkilometern rund 36 Prozent davon ein.
Es gibt drei große Regenwaldgebiete: in Südamerika, Afrika und Südostasien. Die größte tropische Regenwaldfläche befindet sich in Südamerika: Die tropischen Regenwälder im Einzugsgebiet des Amazonas erstrecken sich über eine riesige Fläche von 8 Millionen Quadratkilometern. Mehr als die Hälfte dieses Regenwaldgebietes befindet sich in Brasilien (5,2 Millionen Quadratkilometer). Darauf folgen Peru, Kolumbien und Bolivien. Das Kongo-Becken in Afrika bildet die zweitgrößte Regenwaldregion der Erde (3 Millionen Quadratkilometer). Auf das Kongobecken folgt Südost-Asien: Mit 2,4 Millionen Quadratkilometern befindet sich hier die drittgrößte Regenwaldregion.
Vegetation und Artenvielfalt
Der Regenwald hat eine üppige Vegetation aus immergrünen Pflanzen. Neben bis zu 60 Meter großen Bäumen wachsen hier Sträucher, Farne, Orchideen, Kräuter und viele weitere Pflanzen.
Seit dem Tertiär (vor 65 Millionen bis 1,8 Millionen Jahren) konnten sich Flora und Fauna im Regenwald bei optimalen Bedingungen entwickeln. Im Gegensatz dazu haben sich beispielsweise in Europa viele Pflanzen in der letzten Eiszeit in wärmere Gebiete zurückgezogen. Seit dem Ende der Eiszeit, also in den letzten 20.000 bis 10.000 Jahren, müssen sie ihren ehemaligen Lebensraum erst einmal „zurückerobern“.
Im Regenwald blüht es das ganze Jahr über, es gibt keine richtigen Jahreszeiten. Die Bestäubung der Pflanzen findet fast ausschließlich über Tiere statt. Im Regenwald herrschen zumeist Extreme: Die Baumkronen der höchsten Bäume bekommen eine extrem hohe Sonneneinstrahlung ab, die Pflanzen in Bodennähe so gut wie keine. Nährstoffe sind ebenso Mangelware. Durch die verschiedenen Umweltfaktoren mussten sich Tiere und Pflanzen sehr stark an ihre Umgebung anpassen. Daher gibt es im Regenwald viele Tier- und Pflanzenarten, aber immer mit nur wenigen Vertretern ihrer Art. Auf einem Hektar Regenwald wachsen etwa 100 bis 150 verschiedene Baumarten mit einem Stammdurchmesser von mindestens 25 cm. Dabei ist jede Art mit nur zwei oder drei Exemplaren vertreten. Ähnlich ist es in der Tierwelt: So haben auf der südostasiatischen Insel Borneo Zoologen auf nur 19 Baumkronen 2.000 Käferarten gefunden. In Panama, einem Staat, der zu großen Teilen von Regenwald bedeckt ist, brüten 890 Vogelarten. Im Vergleich zu Deutschland sind dies viermal so viele Arten.
Wie ein Haus ist der Regenwald in verschiedene Stockwerke eingeteilt. In den verschiedenen Stockwerken leben unterschiedliche Tiere. Auch der Pflanzenbesatz ist sehr unterschiedlich, denn Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit schwanken stark zwischen den Stockwerken. Tropenbäume erreichen eine Höhe von mehr als 60 Metern.
Das unterste Stockwerk des Regenwaldes bilden das Wasser und der Waldboden. In und an den Gewässern der Regenwälder leben sehr viele Tiere. Die Gewässer in den Regenwäldern machen etwa 20 Prozent des weltweiten Süßwasservorkommens aus.
Wer Regenwälder sieht, geht von sehr fruchtbaren, nährstoffreichen Böden aus. Doch im Gegenteil – sie sind sandig und sehr nährstoffarm. Die Böden haben nur eine vergleichsweise dünne Humusschicht – Humus ist die Bezeichnung für organische Bestandteile in und auf dem Boden. Humus entsteht in unseren Breiten, indem Pflanzen im Herbst absterben und die Blätter zu Boden fallen. Bis organisches Material vollständig verrottet ist, kann teilweise Jahre dauern. Im Winter setzt der Zersetzungsprozess aber aufgrund der niedrigen Temperaturen aus. So reichern sich Nährstoffe im Boden an. Diese können von den Pflanzen aufgenommen werden.
Im Regenwald allerdings findet der Zersetzungsprozess aufgrund hoher Temperaturen und Luftfeuchtigkeit sowie der fehlenden Jahreszeiten dauerhaft statt. Abgestorbenes Material gelangt sofort wieder in den Kreislauf. Im Regenwald sind die lebenden Pflanzen somit anstelle der Böden die eigentlichen Nährstoffspeicher. Zu der fehlenden Humusschicht kommt hinzu, dass seit Jahrmillionen die leicht sauren Niederschläge die Nährstoffe aus den Böden herauswaschen.
Am Waldboden wächst aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung kein Gras. Daher leben nur wenig Allesfresser am Boden. Am Waldboden leben Insekten und Spinnen.
Die Strauch- und Krautschicht ist bis zu 10 Meter hoch. In dieser Schicht des Regenwaldes ist es sehr dunkel, hier kommen nur etwa 2 Prozent des Sonnenlichts an. In diesem Stockwerk wachsen Farne, Pilze und Kräuter. In der Strauch- und Krautschicht kommt der Regen verzögert an und es ist windstill. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 80 Prozent und es ist über 25 bis 30 Grad warm.
In dieser Schicht leben zum Beispiel Elefanten, Weißscheitelmangaben, Drills, Zwergotter und Wasserschweine.
In 10 bis 20 Metern Höhe folgt der Unterwuchs. Auch hier ist es noch relativ duster, nur 10 bis 25 Prozent des Sonnenlichts erreichen dieses Stockwerk. In diesem Stockwerk stehen vor allem junge Bäume. Der Regen verdunstet kaum und es herrscht eine Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent. Die Temperaturen liegen bei 25 bis 30 Grad Celsius. Hier leben zum Beispiel Nasenbären, Affen, Schlangen und Vögel.
Die Kronenregion ist das „Obergeschoss“ des Regenwaldes. Sie befindet sich in 20 bis 40 Metern Höhe und besteht aus einem geschlossenen Kronendach. Hier ist es heiß und trocken: Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 60 bis 75 Prozent und es herrschen Temperaturen von 30 bis 35°C. In dieser Höhe leben viele Insekten und Schmetterlinge und außerdem Totenkopfaffen, Faultiere und Orang-Utans.
Da am Boden nur wenige Gräser und Sträucher wachsen, sind viele Tiere im Laufe der Evolution vom Waldboden in die höheren Stockwerke des Regenwaldes gezogen.
In den Wipfeln der Regenwaldbäume wachsen Epiphyten (Aufsitzerpflanzen). Sie nutzen die Bäume, um genügen Sonnenlicht zu bekommen, verhalten sich aber nicht parasitär: Wasser und Nährstoffe nehmen sie selber auf. Oft wachsen ganze Gruppen von Epiphyten an den Ästen der Regenwaldbäume, bedecken diese teilweise komplett. In den feuchtesten Regenwäldern gehört ein Viertel der vorkommenden Gefäßpflanzen zu den Epiphyten. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung und der daraus resultierenden schnellen Verdunstung des Regenwassers haben Aufsitzerpflanzen viel gemeinsam mit Wüstenpflanzen:
Sie besitzen eine dicke Wachsschicht und leiten das Wasser zu den Wurzeln.
Die Würgefeige wächst hoch oben in den Baumkronen von Regenwaldbäumen. Als junge Pflanze setzt sie sich in der Baumkrone fest. Fadendünne Wurzeln wachsen am Stamm entlang zum Boden herab. Haben die Wurzeln den Boden erreicht, entziehen sie ihm die benötigten Nährstoffe. Sie werden kräftiger und verwachsen miteinander. Anschließend bildet die Feige ihre Krone aus. Das Netz der Wurzeln wird immer dichter, schnürt langsam die die Versorgungsleitungen des Baumes ab und die üppige Krone der Feige nimmt dem Wirt das Licht. Schlussendlich hat die Feige den Wirtsbaum stranguliert und ihre Wurzeln sind so verwachsen und stabil, dass sie ihren eigenen hohlen Stamm bilden.
Die Kronen der „herausragenden Baumriesen“ befinden sich in 40 bis 60 Metern Höhe. In diesem Stockwerk leben nur wenige Tiere, denn die Temperaturen schwanken stark und es ist sehr windig. Vor allem kleine Affen, Fledermäuse und Papageien leben in diesem Stockwerk. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei unter 60 Prozent und es ist über 35°C heiß. Die Sonne brennt in dieser Schicht des Regenwaldes besonders stark, daher besitzen viele Blätter eine Wachsschicht, denn so trockenen sie nicht so schnell aus. Wachsen die Urwaldriesen auf wenig festem und schlecht durchlüftetem Boden, entwickeln sie sogenannte „Brettwurzeln“: Wie senkrecht stehende Bretter wachsen sie flügelähnlich außen um den Baumstamm herum – und werden bis zu 10 Meter hoch.
In den Regenwaldgebieten gibt es keine Jahreszeiten. Allerdings läuft das Wetter innerhalb eines Tages immer nach dem gleichen Schema ab: Morgens lösen sich die dichten Nebelfelder auf, zum Mittag hin wird es heiß. Am frühen Nachmittag ziehen die erste Wolken auf und es wird schwül. Spätnachmittags regnet es dann wolkenbruchartig mit Blitz und Donner. Abends ziehen wieder Nebelfelder auf. Tagsüber herrschen meist um die 25°C, nachts kühlt es sich auf etwa 21°C ab. Selten fallen die Temperaturen unter 18°C.
Es gibt kaum Unterschiede zwischen den mittleren Monatstemperaturen. Die Niederschlagsmenge liegt meist über 2.000 Liter pro Quadratmeter, teilweise sogar bei 10.000 Liter im Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland regnet es im Jahr etwa 750 Liter pro Quadratmeter.
Der Regenwald ist für das Klima auf der Erde unerlässlich. Doch in jeder Minute verschwindet eine Fläche von 14 Hektar Regenwald. Zum Vergleich: Das ist die Fläche des Zoos ohne die Afrikawelt Takamanda. Die vielen Bäume in den Regenwäldern dienen außerdem als riesige CO2-Speicher. Somit beeinflussen sie das gesamte Weltklima.
Wer Regenwälder sieht, geht von sehr fruchtbaren, nährstoffreichen Böden aus. Doch die Böden der Regenwälder sind sehr nährstoffarm, denn seit Jahrmillionen waschen die leicht sauren Niederschläge die Nährstoffe aus den Böden heraus. Die Humusschicht, also die dünne, organische Schicht obenauf, ist meist nur wenige Millimeter dick.
In Breitengraden mit Jahreszeiten sind die Böden sehr viel nährstoffreicher, denn die kalten Jahreszeiten verhindern ein schnelles Verrotten von organischen Materialien wie beispielsweise Tierkadavern. So können sich die Nährstoffe langsam im Boden festsetzen. Im Gegensatz dazu verrottet organisches Material in den warmen, feuchten Regenwäldern so schnell, dass sich Nährstoffe kaum im Boden festsetzen können, bevor sie vom Regen weggespült werden. Somit ist die fruchtbare Schicht, die Humusschicht, sehr dünn. Regenwaldbäume haben daher flache Wurzeln (Flachwurzler), die sich nur in der nährstoffreichen Humusschicht ausbreiten. Für die Standfestigkeit sorgen die flügelähnlichen Brettwurzeln.
Der Regenwald in Südamerika ist der größte der Erde: Etwa 60 Prozent aller Regenwälder befinden sich in Amazonien. Das sind etwa acht Millionen Quadratkilometer. Zum Vergleich: Auf dieser Fläche könnte man den Zoo Osnabrück 40 Millionen Mal unterbringen, ganz Deutschland 22 Mal.
Allein in den Amazonas-Regenwäldern werden die verschiedenen Pflanzenarten auf 40.000 geschätzt. Außerdem sollen dort mindestens 427 Säugetier-, 1.294 Vogel- und etwa 3.000 verschiedene Fischarten leben.
Die Regenwälder Südamerikas erstrecken sich über neun Staaten Südamerikas. Allein in Brasilien wurden in den letzten zehn Jahren 20 Prozent der Regenwaldflächen zerstört – pro Minute sind das etwa drei Fußballfelder.
Im Osnabrücker Zoo leben verschiedene Tiere aus dem südamerikanischen Regenwald und angrenzenden Gebieten: Flachlandtapire, Zweifingerfaultiere, Krallenaffen, Kaimane, Kapuzineraffen, Klammeraffen, Aras, Blattschneiderameisen, Nasenbären und Pfeilgiftfrösche.
Etwa 22 Prozent der weltweiten Regenwaldfläche befinden sich in Afrika, hauptsächlich im Kongobecken. Die Fläche des afrikanischen Regenwaldes beläuft sich auf etwa drei Millionen Quadratkilometer. Zum Vergleich: Den Zoo Osnabrück könnte man 15 Millionen Mal, Deutschland etwa acht Mal in dieser Fläche unterbringen.
Der afrikanische Regenwald beherbergt etwa 400 verschiedene Säugetier-, 1.000 Vogel- und über 10.000 Pflanzenarten. Viele Tiere sind im afrikanischen Regenwald endemisch, kommen also nur dort vor, wie zum Beispiel der Schimpanse.
Im Zoo Osnabrück leben folgende Tiere aus den afrikanischen Regenwäldern: Schimpansen, Weißscheitelmangaben, Mantelaffen, Grauwangenhornvögel, Grünhelmturako, Monameerkatzen sowie Drills.
Der Regenwald in Südostasien umfasst 2,4 Millionen Quadratkilometer. Zum Vergleich: Den Osnabrücker Zoo könnte man etwa 12 Millionen Mal und ganz Deutschland fast sieben Mal darin unterbringen. Etwa die Hälfte des südostasiatischen Regenwaldes ist verschwunden und die Geschwindigkeit, mit der die Zerstörung voranschreitet, ist die schnellste der drei Regionen.
Borneo ist doppelt so groß wie Deutschland und damit die drittgrößte Insel der Welt. Mitte des 19. Jahrhunderts waren noch 95 Prozent der Landfläche Borneos mit Regenwäldern bedeckt – heute sind es nur noch knapp 50 Prozent. Zwischen 1985 und 2007 wurden pro Jahr durchschnittlich 860.000 Hektar Wald zerstört. Im Jahr fallen auf Borneo 3.000 Liter Regen pro Quadratmeter (zum Vergleich: in berlin knapp 600 Liter).
Im Zoo Osnabrück leben verschiedene Tiere aus dem südostasiatischen Regenwald: Borneo-Orang-Utan. Siamang, Weißwangenschopfgibbon, Sumatratiger, Zwergotter, Asiatischer Elefant, Schweinsaffe.