Zerstörung des Regenwaldes


Der Regenwald ist ein außerordentlich facettenreiches und komplexes Ökosystem, das allerdings schon lange in Gefahr ist: Der Mensch holzt ihn ab. Doch warum wird ausgerechnet der Regenwald gerodet? Und mit welchen Folgen haben Pflanzen, Tiere und Menschen zu rechnen?

Der Regenwald wird aus rein kommerziellen Zwecken gerodet:

  • Holzeinschlag für Holz- und Papierindustrie
  • Brandrodung für Landwirtschaft und Rinderweiden
  • Errichtung von Palmöl-, Soja-, Bananen- und Kaffeeplantagen
  • Ausbeutung von Bodenschätzen wie Eisenerz, Gold, Öl und Gas

Die Rodung der Regenwälder beziehungsweise die Ausbeutung der verschiedenen Ressourcen findet in einer ganz bestimmten Reihenfolge statt. Anfangs werden wertvolle Bäume für die Holz- und Papierindustrie abgeholzt. Darauf folgt dann die weniger ertragreiche Nutzung der Flächen für Vieh und den Soja-Anbau: Da die Viehzucht nicht sehr profitabel ist, folgen auf die Viehzüchter die Sojapflanzer.

HOLZ

Viele Möbel, besonders Gartenmöbel, aber auch Fensterrahmen, Terrassenböden oder sogar Besenstiele sind aus Tropenholz. Tropenhölzer wie beispielsweise Mahagoni, Teak oder Palisander sind Hölzer aus tropischen und subtropischen Wäldern in Asien, Afrika und Lateinamerika. Häufig sind die gerodeten Bäume mehrere hundert Jahre alt. Das Holz gilt als besonders widerstandsfähig, deswegen ist es sehr begehrt. Es werden nicht nur die wertvollen Bäume für Möbel gerodet, sondern auch noch Straßen und Sägewerke in die Wälder gebaut, um das Holz weiter zu verarbeiten. Auf Borneo, der Heimat des Borneo-Orang-Utans, wurde in den letzten 50 Jahren die Hälfte des Regenwaldes hauptsächlich zur Holzgewinnung zerstört. Die EU schätzt, dass etwa 20 Prozent des in EU-Länder eingeführten Holzes aus illegaler Rodung stammt.

Das Holz wird nicht nur für Möbel genutzt: Für den immensen Papierverbrauch der Industriestaaten wird das Holz als Rohstoff benötigt. Spitzenreiter im Papierverbrauch sind die US-Amerikaner mit 300 Kilogramm pro Person – die Deutschen folgen ihnen allerdings dicht mit einem Verbrauch von etwa 250 Kilogramm pro Person pro Jahr.

PALMÖL

Für die Gewinnung von Palmöl werden Regenwälder gerodet, um hier Palmölplantagen zu errichten. Ein Drittel des weltweit konsumierten pflanzlichen Öls wird aus der Palmfrucht gewonnen. Rund um den Globus werden mehr als 50 Millionen Tonnen Palmöl im Jahr verbraucht, von denen allein in Malaysia und Indonesien 87 Prozent gewonnen werden. Das Öl ist in etwa jedem zweiten Supermarktartikel zu finden, egal ob Schokoriegel, Waschpulver oder Margarine. Palmöl ist auch Bestandteil von Biosprit. Es ist derzeit das günstigste pflanzliche Öl, weshalb es in sehr vielen Produkten verarbeitet wird.

Doch die Ölpalmen benötigen ein ganz besonderes Klima: ständig hohe Feuchtigkeit und hohe Temperaturen. Sie brauchen außerdem viel Platz zum Wachsen. Das benötigte Klima ist im Regenwald vorhanden. Dort werden dann, um Platz für ertragreiche Palmölplantagen zu schaffen, die bestehenden Wälder gerodet. Nicht nur die Zerstörung des Lebensraums, auch der Anbau von Ölpalmen birgt Probleme für Tiere, Pflanzen und Menschen in sich:

  • Auf den Ölpalmplantagen wird das Herbizid „Paraquet“ eingesetzt. Dieser Unkrautvernichter ist in Deutschland verboten, da er sehr gesundheitsschädlich ist. Die meist schlecht bezahlten Arbeiter auf den Plantagen leiden unter gesundheitlichen Problemen: Paraquet ruft beispielsweise dauerhafte Übelkeit hervor.
  • Das Palmöl muss schnell verarbeitet werden, da es sonst ranzig wird. So haben zumeist nur große Plantagen eine Chance am Markt. Auf diesem Weg entsteht Preisdruck unter den Plantagen.
  • Ein weiteres Problem ist, dass bei dem Anbau von Ölpalmen auf Plantagen große Mengen an fossiler Energie für die Bodenbearbeitung, Herstellung von Düngemitteln, Ernte oder für den Transport verbraucht werden. Aus Produktionsrückständen entweicht beispielsweise Methan, ein Gas, das noch klimaschädlicher ist als CO2.

Doch warum ist ausgerechnet Palmöl so beliebt? Palmöl ist das, was zum Beispiel Margarine so streichzart macht. Oder macht, dass die Schokolade nicht so schnell in der Hand schmilzt. Die Liste der Vorteile ist allerdings schnell erschöpft: Palmöl besteht fast zur Hälfte aus gesättigten Fettsäuren. Diese gelten als „Dickmacher“, Palmkernöl enthält sogar zu 80 Prozent gesättigte Fettsäuren. Außerdem enthält Palmöl „Fettsäureester“, der als krebserregend gilt.

Soja

Soja wird wie Palmöl auf Plantagen in früheren Regenwaldgebieten wie Teilen von Südamerika angebaut. Hier müssen artenreiche Regenwälder Plantagen, also Monokulturen, weichen.

Soja ist in vielen Lebensmitteln verarbeitet, da die Eiweißqualität der Sojabohne mit der von tierischem Eiweiß vergleichbar ist. Neben Sojamilch, Tofu und Margarine ist Soja aber auch in Tierfutter und sogar Biosprit enthalten. Allerdings wird nur der geringste Teil des angebauten Sojas für Lebensmittel genutzt: 80 Prozent der weltweiten Soja-Ernte werden zu Mastfutter, zehn Prozent werden Biosprit beigemischt, neun Prozent sind in Margarine verarbeitet und nur ein Prozent wird für sonstige Lebensmittel verwendet.

Das Mastfutter aus Soja wird größtenteils nach Deutschland und Frankreich exportiert: Allein in Deutschland gibt es etwa 14 Millionen Rinder und 23 Millionen Schweine.

Bananen und Kaffee

Bananen sind nach Weizen, Mais und Zucker das wichtigste Welthandelsprodukt. Wichtige Exportgebiete sind Süd- und Mittelamerika. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Konsum von Bananen bei 18 Kilogramm im Jahr. Bananen werden ebenfalls auf Plantagen angebaut – diese Monokultur ist extrem schädlich.

Auch Kaffee wird  monokulturell auf Plantagen angebaut. In Deutschland liegt der Verbrauch pro Kopf bei etwa 6,5 Kilogramm Rohkaffee im Jahr. Der EU-Durchschnitt liegt bei fast 5 Kilogramm.

Das Problem der Bananen- und Kaffeeplantagen ist das gleiche wie der Ölpalm- und Sojaplantagen: Für Monokulturen wird der artenreiche Regenwald gerodet und somit verlieren sehr viele Tiere ihren Lebensraum und ihre Nahrungsquellen.

Viehzucht

Von den abgeholzten Regenwaldflächen werden 70 Prozent für den Anbau von Futtermitteln wie Soja und 30 Prozent zur Viehzucht genutzt. Die Böden der abgeholzten Regenwälder sind nährstoffarm, daher wird pro Tier verhältnismäßig viel Weidefläche benötigt, um den Nahrungsbedarf zu stillen. Pro Rind sind das etwa 0,8 Hektar. Umgerechnet sind dies pro Hektar und Jahr nur 40 Kilogramm Fleisch. Im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft in Deutschland ist das sehr wenig: Hier werden pro Jahr und Hektar 2.500 Kilogramm Fleisch produziert. Die Mast der Rinder dauert zwei Jahre, die Tiere wiegen zum Ende dieser Zeit etwa 600 Kilogramm. In den zwei Jahren wurden für ein solches Rind 3,5 Tonnen Soja und anderes Getreide, 600.000 Liter Wasser für den Anbau der Futtermittel, 14.000 Liter Trinkwasser und 2.500 Liter Treibstoff für die Landrodung und den Futtermittelanbau verbraucht.

Bodenschätze

In den Böden der Regenwälder lagern die verschiedensten Rohstoffe. Coltan beispielsweise ist ein Roherz, aus dem das seltene und teure Metall Tantal gewonnen wird. Etwa 80 Prozent des weltweiten Coltan-Vorkommens befinden sich im Boden der Demokratischen Republik Kongo. Um an das Erz, das in Handys, Spielekonsolen, PCs und vielem mehr verbaut ist, zu gelangen, werden große Teile der Regenwälder gerodet. In Südamerika befindet sich die größte Eisenerz-Grube, die  beinahe so groß ist wie Bayern. Jährlich werden dort 50 Tonnen Eisen und zehn Tonnen Gold gefördert. Außerdem werden dort 360.000 Tonnen Aluminium produziert. Der Regenwald wird auch von Goldgräbern vernichtet. Das Gold wird mit Quecksilber aus dem Gestein gelöst. Der giftige Stoff verdunstet und schlägt sich dann in Seen und Flüssen nieder. Das vergiftet Pflanzen, Tiere und Menschen. Diese Bodenschätze sind nur einige Beispiele, es gibt noch viele weitere, für die die Regenwälder gerodet werden.