Der Regenwald


Orang-Utans leben in Regenwäldern. Ein Regenwald – was ist das genau? Und was macht aus einem Wald einen Regenwald?

Warum „Regen“wald?

Weil es dort jeden Tag regnet! Im Regenwald gibt es keine Jahreszeiten wie bei uns. Das ganze Jahr über ist es dort tagsüber etwa 25 Grad und nachts 21 Grad warm. Zwischen den Monaten gibt es kaum Unterschiede in den Temperaturen. Es ist also im Januar ungefähr genauso warm wie im August! Aber innerhalb eines Tages wechselt die Temperatur dafür umso mehr. Morgens ist es noch sehr nebelig und kühler, aber der Nebel verschwindet zum Mittag. Mittags wird es heiß. Nachmittags ziehen die ersten Wolken auf und es wird schwül. Am späten Nachmittag regnet es dann mit Blitz und Donner. Abends wird es wieder nebelig. So geht das jeden Tag!

Regenwälder gibt es überall entlang des Äquators. Der Äquator ist eine Linie, der einmal um die Mitte der Erde geht – wie ein Gürtel. Die drei größten Regenwaldgebiete liegen in Südamerika, Afrika und Südostasien.

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Stockwerke im Regenwald

Ein weiteres besonderes Merkmal der Regenwälder ist, dass sie aus verschiedenen „Stockwerken“ bestehen. Wie in einem großen Haus gibt es verschiedene Etagen, in denen unterschiedliche Bewohner in ihren Wohnungen leben. Auch die Pflanzen, die in den einzelnen Stockwerke wachsen, sind sehr unterschiedlich, denn Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit schwanken stark zwischen den Stockwerken. Tropenbäume erreichen eine Höhe von mehr als 60 Metern.

0 Meter

Das unterste Stockwerk des Regenwaldes bilden das Wasser und der Waldboden. In und an den Gewässern der Regenwälder leben sehr viele Tiere. Die Gewässer in den Regenwäldern machen etwa 20 Prozent des weltweiten Süßwasservorkommens aus.

Am Waldboden wächst aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung kein Gras. Daher leben nur wenig Allesfresser am Boden. Am Waldboden leben Insekten und Spinnen.

0 – 10 Meter

Die Strauch- und Krautschicht ist bis zu 10 Meter hoch. In dieser Schicht des Regenwaldes ist es sehr dunkel, hier kommen nur etwa 2 Prozent des Sonnenlichts an. In diesem Stockwerk wachsen Farne, Pilze und Kräuter. In der Strauch- und Krautschicht kommt der Regen verzögert an und es ist windstill. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 80 Prozent und es ist über 25 bis 30 Grad warm.

In dieser Schicht leben zum Beispiel Elefanten, Weißscheitelmangaben, Drills, Zwergotter und Wasserschweine.

10 – 20 Meter

In 10 bis 20 Metern Höhe folgt der Unterwuchs. Auch hier ist es noch relativ duster, nur 10 bis 25 Prozent des Sonnenlichts erreichen dieses Stockwerk. In diesem Stockwerk stehen vor allem junge Bäume. Der Regen verdunstet kaum und es herrscht eine Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent. Die Temperaturen liegen bei 25 bis 30 Grad Celsius. Hier leben zum Beispiel Nasenbären, Affen, Schlangen und Vögel.

20 – 40 Meter

Die Kronenregion ist das „Obergeschoss“ des Regenwaldes. Sie befindet sich in 20 bis 40 Metern Höhe und besteht aus einem geschlossenen Kronendach. Hier ist es heiß und trocken: Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 60 bis 75 Prozent und es herrschen Temperaturen von 30 bis 35°C. In dieser Höhe leben viele Insekten und Schmetterlinge und außerdem Totenkopfaffen, Faultiere und Orang-Utans.

Da am Boden nur wenige Gräser und Sträucher wachsen, sind viele Tiere im Laufe der Evolution vom Waldboden in die höheren Stockwerke des Regenwaldes gezogen.

 Aufsitzerpflanzen

In den Wipfeln der Regenwaldbäume wachsen Epiphyten (Aufsitzerpflanzen). Sie nutzen die Bäume, um genügen Sonnenlicht zu bekommen, nehmen Wasser und Nährstoffe aber selber auf. Oft wachsen ganze Gruppen von Epiphyten an den Ästen der Regenwaldbäume, bedecken diese teilweise komplett. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung und der daraus resultierenden schnellen Verdunstung des Regenwassers haben Aufsitzerpflanzen viel gemeinsam mit Wüstenpflanzen: Sie besitzen eine dicke Wachsschicht und leiten das Wasser zu den Wurzeln.

Würgefeige

Die Würgefeige wächst hoch oben in den Baumkronen von Regenwaldbäumen. Als junge Pflanze setzt sie sich in der Baumkrone fest. Fadendünne Wurzeln wachsen am Stamm entlang zum Boden herab. Haben die Wurzeln den Boden erreicht, entziehen sie ihm die benötigten Nährstoffe. Sie werden kräftiger und verwachsen miteinander. Anschließend bildet die Feige ihre Krone aus. Das Netz der Wurzeln wird immer dichter, schnürt langsam die die Versorgungsleitungen des Baumes ab und die üppige Krone der Feige nimmt dem Wirt das Licht. Schlussendlich hat die Feige den Wirtsbaum stranguliert und ihre Wurzeln sind so verwachsen und stabil, dass sie ihren eigenen hohlen Stamm bilden.

40 – 60 Meter

Die Kronen der „herausragenden Baumriesen“ befinden sich in 40 bis 60 Metern Höhe. In diesem Stockwerk leben nur wenige Tiere, denn die Temperaturen schwanken stark und es ist sehr windig. Vor allem kleine Affen, Fledermäuse und Papageien leben hier. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei unter 60 Prozent und es ist über 35°C heiß. Die Sonne brennt in dieser Schicht des Regenwaldes besonders stark, daher besitzen viele Blätter eine Wachsschicht, denn so trockenen sie nicht so schnell aus. Wachsen die Urwaldriesen auf wenig festem und schlecht durchlüftetem Boden, entwickeln sie sogenannte „Brettwurzeln“: Wie senkrecht stehende Bretter wachsen sie flügelähnlich außen um den Baumstamm herum – und werden bis zu 10 Meter hoch.

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Viele Arten, wenige Vertreter

Da es keine richtigen Jahreszeiten gibt, blühen die Pflanzen im Regenwald das ganze Jahr über. Es ist hier also immer grün und bunt. In Regenwäldern wachsen sehr viele verschiedene Pflanzenarten, von den einzelnen Arten gibt es aber oft nur wenige Exemplare.

Tiere und Pflanzen sind regelrechte Spezialisten: Sie müssen sich ganz besonders an die extremen Bedingungen im Regenwald anpassen. So kommt es, dass einige Tiere sogar nur ganz bestimmte Pflanzen fressen. Und hier gibt es ein Problem: Wenn der Regenwald vom Menschen abgeholzt wird, kann es sein, dass diese Pflanze bei der Rodung auch zerstört wird. Wenn die wenigen Pflanzen, von denen sich ein Tier ernähren kann, dann verschwunden sind, wird das problematisch für das Tier, denn es findet nichts mehr zu fressen.